Intelligente Datenbrillen wurden seit 2012 konsequent weiterentwickelt. Damals wurden die Google-Glasses bekannt. Jetzt sind mittlerweile Systeme in der Entwicklung oder auf dem Markt, deren Einsatzmöglichkeiten von der Mitarbeiterschulung über den Service bis hin zur Fehlererkennung und –beseitigung gehen. Die Bergischen Unternehmer informierten sich Anfang April auf einer Veranstaltung von NRW.Innovationspartner und dem Maschinenbaunetzwerk Bergisch Land.

 

 

Die Testperson steht mitten im Raum, trägt eine riesige Brille, eine Datenbrille von Microsoft. Man schaut ihr in die Augen, aber sie schaut nicht zurück, sondern mit defokussiertem Blick irgendwohin in die Ferne. Was sie sieht, weiß ihr Gegenüber nicht. Irgendwo in der Weite des virtuellen Raums sieht sie ein buntes, dreidimensionales, maschinenartiges Gebilde, mit den Kopfbewegungen steuert sie die Ansicht – mal eher frontal, mal eher seitlich. Plötzlich springt ein kantiger Kopf, ähnlich Batman, ins Bild. Er kommt durch die gleiche Ausstattung und Bewegung einer zweiten Testperson in der Nähe zustande. So wird Person 1 von Person 2 ebenfalls gesehen. Man könnte also interagieren. An diesem Projekt einer virtuellen Kollaboration an einem Objekt arbeitet derzeit die Remscheider FGW Forschungsgemeinschaft Werkzeuge und Werkstoffe e.V..Die Bergischen Unternehmer erprobten diese Wahrnehmung durch die Brille ausgiebig.

 

Ebenso konnten sie eine Forschungsarbeit der Bergischen Universität Wuppertal kennenlernen. Prof. Dr. Ing. Gust vom Lehrstuhl Konstruktion demonstrierte eine Software, die durch Gestik gesteuert Bewegungen von Objekten in der Datenbrille ermöglicht. So können Objekte zusammen- und auseinandergesetzt werden. Die Idee: Die Smart-Glasses zeigen eine Maschine und können zukünftig Reparaturanweisungen geben. Seine Forschungsarbeiten möchte Prof. Gust vor Ort und in Kooperation mit den Maschinenbauern aus dem Bergischen Städtedreieck entwickeln und für das Maschinenbau Netzwerk Bergisch Land zuschneiden.

 

Ebenfalls von der Bergischen Uni wurde ein Programm vorgestellt, mit dem man zusätzlich zur Datenbrille mit Handsensoren arbeitet. Sie simulieren auf der Brillenprojektion den Aufbau oder die Reparatur einer Maschine. „Social Virtual Learning“ ist damit möglich: die Bewältigung von Übungsaufgaben. Die Software eignet sich für die Ausbildung, ganz individuelle Lerninhalte lassen sich so „durchspielen“.

 

Oculavis, ein Start-Up aus Aachen, führte ein Smart-Glass vor, bei dem nur ein Auge leicht verdeckt ist und in dessen Innerem ein Kamerabild der aktuellen Situation zu sehen ist. Eine Microkamera gibt die aktuelle Situation wieder. Sie ist verbunden mit einem Rechner in einer Zentrale. Zum Anwendungsbereich: Die Brille überträgt einen Fehler in einer Maschine, die Zentrale analysiert und gibt Anweisungen zurück. Das System wird schon jetzt zur Fernwartung von Gasanlagen zum Beispiel eingesetzt. Ebenso ISAP aus Herne, sie bieten die Entwicklung digitaler Produktmodelle, in denen eine Vielzahl von Produktinformation, so auch reparaturanweiseungen hinterlegt ist.

 

Die Einsatzbereiche von Smart Glasses mit allen Stufen der virtuellen Einspielungen – von der Erweiterung und der Überlagerung der Realität bis hin zur Augmented Reality – liegen beim Maschinenbau in den Bereichen Wartung und Instandhaltung, Fehlersuche und –erkennung, Dokumentation, aber auch Montageanleitungen und Fernsteuerungen sind denkbar. Auf der Veranstaltung konnten die Besucher alle Systeme ausprobieren, wovon sie reichlich Gebrauch machten.